"Still sitzen? Das kann ich nicht"

Im Rahmen des Tag des Ehrenamts des NFV Kreis Stade hat Karl-Heinz "Kuddl" Basedahl den Ehrenamtspreis 2024 verliehen bekommen. Seit unglaublichen 51 Jahren bringt sich Basedahl für seinen SV Agathenburg/Dollern ein.

Die Laudatio von Michael Koch, Ehrenamtsbeauftrager NFV Kreis Stade: 

Im Arbeitsleben gibt es Karriereleitern. Und auch im Ehrenamt. In beiden Bereichen gibt es Personen die des Amtes wegen diese Leiter unbedingt erklimmen wollen. Und dann gibt es Personen, die es ihrem Umfeld zuliebe tun. Nur seltenaus eigenem Antrieb. Weil sie lieber in
der zweite Reihe Dienst für die Gemeinschaft leisten möchten. Aber wenn man sie darum bittet, machen sie es dann doch. Das sind die Menschen, die auf ewig geerdet bleiben. Zu denen gehört Karl-Heinz BASEDAHL, von allen nur liebevoll „Kuddl“ genannt, vom SV
Agathenburg/Dollern. Der von sich selber sagt: Still sitzen? Das kann ich nicht.“

„Kuddl“ kann auf eine 67-jährige Mitgliedschaft im SV Agathenburg/Dollern zurückblicken.Von denen er sich bereits 51 Jahre für seinen Verein eingebracht hat. Beginnend im Jahr 1973. Als Mitglied im Festausschuss zunächst auf kleiner Flamme. Nur ein Jahr später wurde er 3. Vorsitzender und damit bereits mit 27 Jahren Vorstandsmitglied. War Kassenwart, Sportwart, machte eine Fußballtrainerlizenz, trainierte Jugendmannschaften. 1988 ging es dann in schnellen Schritten an die Spitze des Vereins. Nach einem Jahr als 2. Vorsitzender, rückte „Kuddl“ 1989 dann für zwölf Jahre an die Spitze des SV Agathenburg/Dollern und übernahm den Vorsitz seines Vereins. Ist seitdem Ehrenmitglied. Was Karl-Heinz Basedahl bei allen seinen Ämtern auszeichnete – kaum eines hat er freiwillig übernommen. „Das mache ich auf gar keinen Fall“, war immer seine erste Aussage. „Na gut, aber nur vorübergehend“, die Zweite. Der SV Agathenburg/Dollern kann „Kuddl“ unendlich dankbar sein, dass er niemals „Nein“ sagen konnte.

So auch direkt nach seiner Amtsübergabe als 1. Vorsitzender. Der Posten des Platzwartes war vakant. Weg von Führungsaufgaben. Zurück zum „Kalle Arsch“. Für Karl-Heinz Basedahl kein Problem. Anstelle seiner Frau Helga bei der, für ihn lästigen, Gartenarbeit zu helfen, fährt er seit über zwanzig Jahren, bei Wind und Wetter, von seinem Wohnort Dollern fast täglich mit dem Fahrrad auf „seine“ Plätze, die in Agathenburg liegen. Dorthin, wo ihn die Maulwürfe hassen. Wo er den Rasensprenger beherrscht, genauso wie früher den Aufsitzmäher und heute die Mähroboter und Motorsense. Durch sein handwerkliches Geschick und manchmal auch seinem Eigensinn, hat der Verein bereits sehr viel Geld gespart. Im Spätherbst des letzten Jahres hatte der Ballfangzaun Schaden genommen. Für die Reparatur wurde ein Steiger benötigt. „Blödsinn“, so Basedahl. „Kostet unnötig Geld und dauert“, sprach Kuddl, organisierte einen Helfer der die
lange Leiter hielt und begab sich in eine Höhe, in die kein junger Mensch ohne eine Sicherung klettern würde. „Nimm dir doch endlich mal ein Zimmer in Agathenburg, dann schaffst Du noch mehr“, wurde Basedahl bereits vielfach aufgefordert.

„Geliebt“ wird Karl-Heinz Basedahl in Agathenburg für eine besondere Charaktereigenschaft. Seine fehlende Diplomatie! Verbunden mit sehr deutlichen Ansprachen. Von denen man nicht nur im Verein ein Lied singen kann. Selbst Kinder, die seinen heiligen Rasen zum Bolzen betreten, bleiben davon nicht verschont! Besonders Mitarbeiter des Bauhofes und der Horneburger Bauverwaltung bekommen regelmäßig Schweißausbrüche und Bluthochdruck, wenn sie seine Nummer auf dem Display ihres Telefons sehen. Und sind plötzlich in Besprechungen, wenn sie ihn aus dem Fenster wahrnehmen, weil er sich vor Ort Luft verschaffen will.

„Die kannst Du alle vergessen“! Mit dem regelmäßigen Nachsatz: „Das kannst Du mir aber glauben“. Sensible Menschen sollten und gehen ihm lieber aus dem Weg. Richtig böse wird er, wenn Unordnung auf der Sportanlage herrscht. Das Liegengelassen von Müll hasst er wie die Pest. „Der Sportplatz muss immer aufgeräumt sein, so sein Credo. „Aber solange Kuddl motzt, was bekanntermaßen häufiger vorkommt, ist die Welt in Ordnung. Und ohne seine Polterei würde hier etwas fehlen. Im Chaos würden wir vermutlich nicht versinken, aber ohne Kuddl sehr dicht davorstehen“, so die einhellige Meinung im Vereins- und Abteilungsvorstand.

Einigkeit herrscht ebenfalls, in zwei weiteren Punkten. Auf seine Meinung legt man immer noch sehr viel wert. „Zu allen wichtigen Themen hören wir ihn und lassen seine Meinung in unsere Entscheidungen mit einfließen. Und wenn er irgendwann einmal nicht mehr da sein wird,
bekommen wir ein riesiges Problem. Denn „Kuddl“ ist unersetzbar“. Für Karl-Heinz Basedahl war es in der gesamten Zeit wichtig den Kontakt zur Basis nicht zu verlieren. Fühlt sich in der Mitte des Vereins am wohlsten. Packt immer dort mit an, wo Hilfe benötigt wird. Pfeift sogar heute noch, im Alter von 77 Jahren, Jugendspiele und manchmal auch Partien der Alt-Senioren seines Vereins.

Für sein Engagement im Fußball wird Karl-Heinz BASEDAHL, der EHRENAMTSPREIS 2024 des DEUTSCHEN FUSSBALLBUNDES verliehen.